04 November 2009

Schlucht von Ponte Brolla, Zweiglimmergneis

In der Schlucht von Ponte Brolla (Mergoscia-Zone) ist Kristallin des europäischen Kontinentalrandes aufgeschlossen. Der Fluss Maggia hat sich in den stark gefalteten Zweiglimmergneis eingeschnitten. Der Orthogneis besitzt eine recht steile gen N einfallende, E-W streichende Foliation und enthält Quarz, Plagioklas, Kalifeldspat, Biotit und Muskovit und vereinzelt Granat. Das Ausgangsgestein, ein variszischer Granit, wurde im Tertiär metamorph überprägt. Die Streckungslineation verläuft flach, nahezu horizontal, in E-W-Richtung.
Es gibt Scherbänder mit hellem, magmatischem Gefüge, entstanden durch partielle Aufschmelzung. Der Schersinn ist sinistral und erklärt sich durch die Dehnung des Lepontin Domes. Die Scherbänder verformen die Foliation duktil.
Argumente, warum partielle Aufschmelzung an Scherbändern stattfindet, sind:
- dort herrscht erhöhte Fluidwegsamkeit
- partielle Aufschmelzung entsteht während der Scherung, die Aufschmelzung beginnt punktförmig, dort entstehen dann Scherbänder
- Scherbänder sind Stellen, bei denen sich die Verformung konzentriert, unter Entstehung von Wärme (shear heating)
- Scherbänder liegen etwa orthogonal zu σ3, die Schmelze sammelt sich an Scherbändern aufgrund der geringsten Normalspannung, die auf diese Fläche wirkt.
Das partiell aufgeschmolzene Gestein ist ein Migmatit, der aus einem relativ sauren Orthogneis mit granodioritischer Zusammensetzung vor etwa 28 Ma, amphibolitfaziell, bei ca. 700°C, niedrigen Drücken von 5-6 kbar/ 20 km und Anwesenheit von Wasser entstanden ist.
Zweiglimmergneis mit hellen Scherbändern und  sinestralem Schersinn.
Sinestraler Schersinns vereinfacht dargestellt.

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