04 November 2009

Regionalgeologischer Überblick - Alpen

Die Alpen sind ein Gebirge im Süden Zentraleuropas. Die heutige Struktur ist die Folge einer Reihe von tektonischen Prozessen, die sowohl Extensions- als auch Kompressionsregime, Subduktion ozeanischer Kruste und die Kollision kontinentaler Blöcke beinhalteten. Es gab zwei orogene Phasen. Die eo-alpine (frühalpine) Orogenese fand vom späten Jura bis zur oberen Kreide statt und ist auf die Schließung des Meliata-Ozeans zurückzuführen. Die eigentliche Gebirgsbildung erfolgte im Tertiär und ist das Produkt der Schließung der alpinen Tethys zwischen Apulia und Europa.

Vereinfachte, geologische Karte der Alpen mit den wichtigsten, tektonischen Einheiten
(Bahlburg & Breitkreuz 2004, nach Schmid et al. 1996).

Die Alpen sind kein Faltengebirge, sondern ein Stapel aus allochthonen Falten und Decken. Durch die Annäherung und Kollision der afrikanischen mit der europäischen Platte wurden Decken übereinandergeschobenen, wobei die ursprünglich am südlichsten abgelagerten Schichten (Ostalpin mit Südalpin) heute auf das nördlicher gelegene Penninikum und Helvetikum verschoben sind. Das Ostalpin und Südalpin stellen Teile des afrikanischen Kontinents (Apulia) dar. Das Penninikum bildete sich aus jurassisch bis kretazischen, in einem Dehnungsregime entstandenen Ozeanen (Valais- und Piemont-Ligurischer Ozean) und kontinentalen Einheiten (Brianconnais). Das Helvetikum entstammt vom Rand des europäischen Kontinents.
Die Grenze zwischen Ostalpin und Westalpin auf der einen und dem Südalpin auf der anderen Seite bildet eine etwa 700 km lange Verwerfung, die Insubrische Linie oder Periadriatische Naht. Sie entstand durch die anhaltende Einengung des Alpenorogens mit dem nach NW driftenden Südalpin (Apulia) als Indenter, wodurch die Alpen nördlich der Periadriatischen Naht als Ausgleichbewegung mit seitlicher Extrusion reagierten. Das führte zur heutigen West-Ost-Erstreckung der Alpen.
Im Exkursionsgebiet fallen nördlich der Insubrischen Linie die penninische Einheiten (Sesia Decke) steil gen NW ein und werden so vom südalpinen Krustensockel abgegrenzt.


N-S Schnitt durch die Alpen (Bahlburg & Breitkreuz 2004, nach Schmid et al. 1996).

Literatur
Bahlburg, H. & Breitkreuz, C., 2004. Grundlagen der Geologie, Elsevier München.
Bögel, H. & Schmidt K., 1976. Kleine Geologie der Ostalpen. Ott Verlag, Thun.
Frisch, W., 1979. Tectonic progradation and plate tectonic evolution of the Alps. Tectonophysics 60, 121-139.
Schmid, M., Fügenschuh, B., Kissling, E. & Schuster, R., 2004. Tectonic map and overall architecture of the Alpine orogen. Eclogae geol. Helv. 97, 93-117.

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